ProACT™ zur Behandlung der Belastungsinkontinenz des Mannes

 

Blasenschwäche nach Prostataoperation

Wenn Sie Prostatakrebs hatten und die Prostata radikal entfernt werden musste, leiden Sie möglicherweise unter ungewolltem Harnabgang, wenn Sie Druck auf die Blase, etwa beim Niesen, Husten oder Sport, ausüben. Diese Störung wird als Belastungsinkontinenz bezeichnet.

 

Sie sind mit dieser Erkrankung nicht allein

1999 rechnete man allein in den USA mit schätzungsweise 179.300 neuen Fällen von Prostatakrebs.1 Zur Behandlung des Prostatakrebses ist oftmals eine operative Entfernung der Prostata erforderlich, die in 4 bis 20% der Fälle mit einer Inkontinenz verbunden ist.5 Viele Patienten empfinden diesen unwillkürlichen Harnabgang als belastend, da nicht selten gewohnte soziale Aktivitäten beeinträchtigt werden.

Wie eine neuere Studie ergab, berichten 8,4 % der Patienten auch 18 Monate nach der Operation noch über Inkontinenzepisoden (Tröpfeln und ungewollter Harnabgang).3

 

ProACT füllt die Lücke im Behandlungsspektrum der männlichen Belastungsinkontinenz

Zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten der Belastungsinkontinenz zählen Übungen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur, Biofeedback und Medikamente. Bei den chirurgischen Operationen stand im Wesentlichen bisher nur der künstliche Blasenschließmuskel zur Verfügung. Viele Patienten sind jedoch dem künstlichen Sphinkter (Schließmuskel) reserviert gegenüber eingestellt, da dieser mechanisch anfällig und komplex ist, bei jedem Toilettengang bedient werden muss und eine entsprechende manuelle Geschicklichkeit des Patienten voraussetzt.

Andererseits konnten sich die so genannten Unterspritzungen der Harnröhre wegen enttäuschender Langzeitergebnisse nicht durchsetzen.6

Die ProACT-Methode weist dagegen dauerhafte Therapieerfolge auf und ist als minimal invasiver Eingriff einfach durchzuführen.

Die ProACT-Methode stellt eine therapeutische Lösung für ein lebenslanges Problem dar. Zu den Vorzügen der ProACT-Therapie zählen:

  • Minimal-invasives Verfahren mit rascher Genesung
  • Keine Bedienung bei jedem Toilettengang erforderlich
  • Freiheit, aktiv am Leben teilzunehmen
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Die Kontinenz lässt sich postoperativ an die individuellen Bedürfnisse des Patienten nachjustieren
  • Das ProACT-Verfahren ist reversibel und schränkt weitere operative Maßnahmen nicht ein
  • ProACT kann bei allen Inkontinenzgraden (I, II und III) eingesetzt werden

Das ProACT-System zur Behandlung der Inkontinenz nach einer Prostataoperation

Das ProACT-System besteht aus zwei kleinen implantierbaren Ballons. Diese Ballons werden während eines kurzen operativen Eingriffs unter der Haut im Bereich der operierten Prostata implantiert. Die Ballons schützen vor unwillkürlichem Harnabgang, indem sie die Harnröhre am Blasenausgang komprimieren. Zum Wasserlassen genügt weiterhin ein normaler Blasendruck, um die Blase zu entleeren. Der durch die Ballons erzeugte Druck schützt jedoch vor unwillkürlichem Harnverlust, wie etwa beim Niesen oder Husten.

Das ProACT-System wird vollständig in Ihren Körper implantiert, so dass anschließend niemand außer Ihnen weiß, dass es sich dort befindet. Nach der Operation kann Ihr Arzt die Füllmenge der Ballons jederzeit anpassen oder das System entfernen. Sie brauchen keine Pumpe oder ähnliches zu betätigen, wie dies bei einem künstlichen Blasenschließmuskel der Fall wäre.

 

Klinische Ergebnisse bei Patienten mit Inkontinenz nach Prostatektomie

Die ProACT-Therapie ist nachweislich wirksam bei Inkontinenz nach radikaler Entfernung der Prostata (Prostatektomie). In einer klinischen Studie berichten die Patienten, seit der Implantation des ProACT-Systems weniger Vorlagen zu benutzen [Abbildung 1] und von einer höheren Lebensqualität zu profitieren.

Vor der Implantation benötigten fast 70 % der Patienten mindestens vier Vorlagen pro Tag. Zwei Jahre nach der Implantation benutzten 35 % der Patienten überhaupt keine Vorlagen mehr, 45 % nur noch eine Vorlage (häufig nur zur Sicherheit).4

Abbildung 1. Vorlagenverbrauch nach Implantation von ProACT

Abbildung: Vorlagenverbrauch nach Implantation von ProACT

Die möglichen Risiken der operativen ProACT-Implantation sind vergleichbar mit jenen anderer chirurgischer Eingriffe zur Behandlung der Belastungsinkontinenz. Dazu gehören unter anderem:

  • Perforation (Einreißen) von Gewebe
  • Wandern (Migration) des Systems
  • Gesteigerter Harndrang, gehäuftes Wasserlassen oder Harnverhaltung nach der Operation
  • Gewebeerosion/-infektion an der Implantationsstelle
  • Versagen des Systems
  • Unwirksamkeit der Behandlung

Falls Infektionen an der Implantationsstelle auftreten, können diese mit Antibiotika behandelt werden. Sollte das System dislozieren, können kleinere Änderungen zur besseren Platzierung vorgenommen werden.

Sollte die ProACT-Therapie keinen Erfolg bringen, kann das implantierte System einfach wieder in einem kleinen Eingriff entfernt werden (reversibler Eingriff).

Die ProACT-Therapie ist eine wirksame, minimal invasive und dauerhafte Behandlungsmethode, die seit Ende 1999 in klinischen Inkontinenz-Zentren angewendet wird.

Ihr Arzt entscheidet über die richtige Indikationsstellung und kann Ihnen alle Fragen beantworten, die Sie zu dem Eingriff haben.

 

Therapieverfügbarkeit für Männer mit Belastungsinkontinenz

Die ProACT-Therapie wurde inzwischen bei mehr als 2.000 Männern in Europa, Kanada, Australien und Neuseeland angewendet. Gegenwärtig wird sie in den USA in einer von der Zulassungsbehörde FDA genehmigten klinischen Studie untersucht.

 

Fußnoten

1 Landis SH, et al. Cancer Statistics, 1999. CA Cancer J Clin. 1999:9;8-31.

2 Young MD, et al. Urinary continence and Quality of life in the first year after radical perineal prostatectomy. J Urol. Dezember 2003:170;2374-2378.

3 Stanfor JL, et al. Urinary and sexual function after radical prostatectomy for clinically localized prostate cancer. JAMA. 19. Januar 2000:283(3);354-360.

4 Hübner WA, Schlarp OM. Treatment of incontinence after prostatectomy using a new minimally invasive device: adjustable continence therapy. Br J Urol. Sep 2005:96(4);587-94.

5 Klinikarzt 2004 33(5) 133-140.

6 J. Urol. Urogynäkol. 2004 11 (Sonderheft 5) 22-27.